Weideprojekt Frankenau
Region/Lage | Waldeck - Frankenberg, Gemarkung Frankenau |
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Geo-Koordinaten | 8° 55' 58'' O , 51° 06' 06'' N |
Lebensraumtyp | Artenreiche Frisch- und Feuchtwiesen mit Quellfluren und Sümpfen, Bergwiesen, Extensive Grünländer |
Flächengröße | 25 ha |
Tierrassen (Anzahl) |
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Beweidungstyp | periodische Beweidung in Kombination mit Nutzung als Mähwiesen |
Finanzierung | Pflegemittel UNB Waldeck Frankenberg Naturschutzrechtliche Ausgleichsabgabe UNB Waldeck Frankenberg |
Schutzgebiete | |
Projektwebsite | www.nabu-frankenau.de/hinterwr.html |
Lärchenstraße 12
35110 Frankenau
Tel.: 06455 / 8932
E-Mail: h_ruhwedel (at) t-online.de
Träger:
Haltergemeinschaft Hinterwälder Rind GbRHerbert Ruhwedel
Lärchenstraße 12
35110 Frankenau
Tel.: 06455 / 8932
E-Mail: h_ruhwedel (at) t-online.de
NABU Gruppe Frankenau
Verein für extensive Tierhaltung Kellerwald
Beweider:
Norbert WissemannKirchplatz 14
35110 Frankenau - Altenlotheim
Tel.: 06455 / 8950
E-Mail: norbert.wissemann (at) tonline.de
Kooperation
Haltergemeinschaft Hinterwälder Rind GbR besteht aus der NABU Gruppe Frankenau und dem Verein für extensive Tierhaltung Kellerwald. Die GbR wurde im Jahre 2000 gegründet. Grundlage der Kooperation ist ein GbR Vertrag. Die Haltergemeinschaft ist als landwirtschaftlicher Betrieb gemeldet.
Kooperation mit UNB Waldeck-Frankenberg, Naturpark Kellerwald - Edersee, Stadt Frankenau, Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH), Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL), Biokreis Mitte
Projektbeschreibung
Die Region Kellerwald - Edersee zeichnet sich durch Waldreichtum, geschlossene und ausgedehnte Waldlandschaften, naturnahe Wiesenlebensräume und ländliche Idylle aus.
In der Region hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ein deutlicher Strukturwandel vollzogen. Der Ort Frankenau, mitten im Naturpark mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von ca. 1.500 Hektar (hiervon sind etwa 60 % Grünland) steht beispielhaft für diese Entwicklung. In den sechsziger Jahren wurde diese Landschaft noch von etwa 400 Nebenerwerbslandwirten bewirtschaftet. Heute ist auch diese Form der Landnutzung fast verschwunden.
Besonders wertvolle Feuchtgrünlandgesellschaften mit den für die Region typischen Leitarten wurden seit ca. 20 Jahren durch die NABU Gruppe künstlich gepflegt, um die Kulturlandschafts-biotope für kommende Generationen zu erhalten. Die Wiesen wurden in den folgenden Jahren durch örtliche Landwirte bzw. durch die NABU Gruppe mit dem Balkenmäher gemäht und das Mahdgut ausgetragen und kompostiert.
Aufgrund mangelnden Interesses an den Wiesen und dem gewonnen Heu und der Tatsache das die praktizierte Form des Naturschutzes uns nicht mehr Zeitgemäß erschien, musste ein anderer Lösungsansatz gefunden werden. Hierzu wurde im Juni 2000 die Haltergemeinschaft Hinterwälder Rind gegründet.
Projektziel war es, naturschutzfachlich besonders wertvolle und artenreiche Feuchtgrünlandgesellschaften durch traditionelle Nutzungsformen wie Heugewinnung und extensive Beweidung langfrisitg zu erhalten. Weiterhin sollte das auf den Mähwiesen gewonnene Heu als Winterfutter einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden.
Naturschutzfachliche Ziele / Erfolgskontrolle
Erhaltung von artenreichen Feuchtgrünlandgesellschaften in einer durch Realteilung Mittelgebirgsregion durch traditionelle Nutzung wie Heugewinnung und extensive Beweidung.
Typische Leitarten sind: Sumpfdotterblume, Breitblättriges, Geflecktes, und Männliches Knabenkraut. Waldsimse, Kleiner Baldrian, Teufelskralle, Herbstzeitlose, Braun- und Hirsesegge, Teufelsabbiss und Schmalblättriges Wollgras.
Sporadische Kontrollen durch Mitarbeiter der UNB. Ein Monitoring über die Entwicklung der gepflegten Flächen findet bisher leider nicht statt.
Weitere Zielpunkte des Projektes waren:
- Erhaltung einer gefährdeten, heimischen Haustierrasse mit Eignung für ganzjährige Freilandhaltung mit geringen Ansprüchen an ertragsschwache Böden und Vermeidung von negativen Auswirkungen auf vorhandene Pflanzengesellschaften der Mäh- und Feuchtwiesen.
- Tragbare Projektfinanzierung, weil die Muttertiere aus Eigenmitteln der GbR finanziert werden mussten und in deren Eigentum verbleiben sollten.
- Finanzierung der Haltungs- und Betreuungskosten aus den Einnahmen der Landschaftspflegemaßnahmen.
- Geschlossener Verwertungskreislauf durch Vermeidung von Biomasse bei der Flächenpflege, geringe Transportwege für die Vermarktung der Tiere und das auf den NABU Flächen erzeugte Futterheu.
- Reduzierung der Pflegearbeiten für die örtlichen NABU Gruppe.
- Übertragbarkeit auf andere Landschaftspflegeprojekte (Modellcharakter)
Beweidungsmodus
Vorangig ist die traditionelle Pflege der Flächen durch Mahd. Lediglich Teilflächen (überwiegend Hanglagen) werden bereits im Frühjahr beweidet. Nach der Heugewinnung werden in den Folgemonaten sämtliche Flächen beweidet. Insgesamt werden momentan 52 Flächen / 24 Schläge innerhalb der Kulturlandschaft um Frankenau bewirtschaftet.
Seit 2004 existiert ein Winterunterstand + 0,3 ha Winterweide für 10 Mutterkühe inkl. Nachzucht. Der Unterstand wir in der Regel von Dezember bis März genutzt. In diesen Monaten wird das im Sommer auf den Projektflächen gewonnene Heu verfüttert. Mahdgut aus den Feuchtwiesen, wird als Streu genutzt.
Als geeignete Rinderasse für das Projekt fiel die Wahl auf das Hinterwälder Rind, einer heimischen Rasse aus dem südlichen Schwarzwald. Das Hinterwälder Rind gilt als die kleinste Nutztierrasse Mitteleuropas, Langlebigkeit und eine besonders gute Fleischqualität zeichnen die an raue Bedingungen gewohnte Tiere aus.
Den Ausschlag für die Rasseauswahl waren im wesentlichen drei Aspekte:
- Hinterwälder sind bei der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen gelistet und eignen sich besonders für feuchte Tallagen und ertragsschwache Standorte.
- Durch geringe Größe und Gewicht sinken die genügsamen Hinterwälder auf feuchten Standorten nicht ein und verursachen kaum Trittschäden.
- Die Tiere sind sehr Pflegeleicht sowie Widerstandsfähig und für eine ganzjährige Außenhaltung geeignet.
Öffentlichkeitsarbeit / Umweltbildung
- Das Projekt hat mehrfach am bundesweiten Wettbewerb „natürlich regional“ teilgenommen und wurde für Regionalität Umweltverträglichkeit und Qualitätssicherung ausgezeichnet. 2003 wurde das Projekt mit dem 3 Platz ausgezeichnet.
- Es wurde ein Faltblatt erstellt sowie eine Beschilderung des Weideunterstandes vorgenommen. Im Rahmen von öffentlichen Veranstaltungen oder Tagungen wurde das Projekt in Fachkreisen vorgestellt.
Regionale Vermarktung
Anfänglich wurde das erzeugte Rindfleisch selbst vermarktet. Weil aber keine adäquate Nachfrage in der Region herrscht, wurde der Betrieb nach EG Öko Verordnung zertifiziert. Mittlerweile erfolgt die Vermarktung der Tiere ausschließlich über den Biokreis NRW, bzw. andere Ökoschlachthöfe.
Historie / Historische Nutzung
1990 wurde in der Gemarkung Frankenau das Projekt „Landwirtschaft und Naturschutz in Frankenau“ ins Leben gerufen. Initiatoren waren der Landkreis Waldeck Frankenberg, das Amt für Regionalentwicklung, Landschaftspflege und Landwirtschaft, die Stadt Frankenau, die NABU Gruppe Frankenau und örtliche Landwirte. Große Gemarkungsteile werden seither im Rahmen des Ver-tragsnaturschutzes (HELP / HIAP) gepflegt. Wertvolle Feuchtwiesen, Magerrasen und Heiden wurden durch die NABU Gruppe angepachtet bzw. erworben.
Aufgrund fehlender Förderrichtlinien für Verbände wurde 2000 das Hinterwälder Projekt gegründet, mit dem Ziel über einen landwirtschaftlichen Betrieb eine langfristige Finanzierung der Flächenpflege zu erreichen. Ziel des Projektes war die Erhaltung einer artenreichen und durch Realteilung geprägten Kulturlandschaft in einer Mittelgebirgsregion am Rande des Nationalparks Kellerwald –Edersee, durch traditionelle Nutzungsformen wie Heugewinnung und Beweidung durch eine extensive Rinderasse, ganzjährige Außenhaltung sowie Erhaltung einer seltenen Haustierrasse.
Projektchronologie und Erfolge:
- Projekstart im Juni 2000 mit den drei Hinterwälder Kühen Hilde, Hedda und Helga.
- Übernahme der Pflegeflächen in die Ökologische Bewirtschaftung im Rahmen des Vertrags- naturschutzes nach den Richtlinien des Hessischen Landschaftspflegeprogrammes (HELP)
- Zertifizierung über die ökologische Produktion von Lebensmitteln nach EG Öko–Verordnung durch das staatlich zugelassene Kontrollinstitut LACON GmbH Offenburg ab Juli 2002.
- Mehrfache Teilnahme an Landschaftspflegetagen in der Region Nordhessen sowie Teilnahme bei der Landschaftspflegeausstellung des Hessentages.
- Dritter Platz beim Bundesweiten Wettbewerb „natürlich regional“ des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) und des Deutschen Verbands für Landschaftspflege (DVL) im Sep-tember 2003 für umweltverträgliche Regionalinitiativen und regionale Wirtschaftskreisläufe.
- Verleihung des Labels „anerkannt, natürlich, regional“ für die Dauer von zwei Jahren. In den Jahren 2003 / 2005 und 2007.
- Ausweitung der Pflegeflächen auf momentan 25 ha.
Monitoring
- Naturschutzfachlich im Rahmen von FFH Grunddatenerhebung und ND Gebietsausweisungen. Biotopkartierungen.
Wirtschaftlichkeit
Das Projekt trägt sich aufgrund der Einbeziehung von örtlichen Nebenerwerbslandwirten und Nutzung von gemeinschaftlichen Erntemaschinen seit mehreren Jahren selbst. Durch die Führung als landwirtschaftlichen Betrieb können alle Möglichkeiten der EU Agrarförderung ausgeschöpft werden.
Aufgrund der Führung als landwirtschaftlicher Betrieb wird die Buchführung über eine externe landwirtschaftliche Steuerberatungsstelle durchgeführt.