Weideprojekt Lichtenauer Hochland - mit dem "Eisenberg" und dem "Stedtebachtal"
Region/Lage | Werra-Meißner-Kreis, Hessisch Lichtenau-Walburg |
---|---|
Geo-Koordinaten | 9° 44' 53'' O, 51° 12' 36'' |
Lebensraumtyp | Kalkmagerrasen, Flachlandmähwiesen |
Flächengröße | 97 ha |
Tierrassen (Anzahl) | Limousin (80 MK mit NZ) Weißen Gehörnten Heidschnucke (16 MS mit NZ) Waliser Schwarzhalzziegen(2) Tauernschecken (2) |
Beweidungstyp | saisonal |
Finanzierung | HIAP |
Schutzgebiete | Natura 2000 – FFH-Gebiet „Lichtenauer Hochland“ |
Projektwebsite | www.gut-friedrichsbrueck.de |
Fachbereich 8 - Landwirtschaft, Landschaftspflege, Natur- und Landschaftsschutz
Honer Straße 49
37269 Eschwege
Tel.: (05651) 3 02 - 48 23
Tel.: (05651) 3 02 - 48 21
E-Mail: joerg.boettner (at) Werra-Meissner-Kreis.de
E-Mail: Torsten.Rapp (at) Werra-Meissner-Kreis.de
Träger:
Fachbereich 8 - Landwirtschaft, Landschaftspflege, Natur- und LandschaftsschutzJörg Böttner, Torsten Rapp
Honer Straße 49
37269 Eschwege
Tel.: (05651) 3 02 - 48 23
Tel.: (05651) 3 02 - 48 21
E-Mail: joerg.boettner (at) Werra-Meissner-Kreis.de
E-Mail: Torsten.Rapp (at) Werra-Meissner-Kreis.de
Beweider:
Gut FriedrichsbrückBetriebsleiterin Nicol Dilling
Limousin-Mutterkuhhaltung
E-mail: info (at) gut-friedrichsbrueck.de
Projektbeschreibung
Es handelt sich beim "Eisenberg" um ein Muschelkalk-Höhenzug zwischen Friedrichsbrück und Walburg (höchster Punkt: 485 m ü NN); es sind wertvolle Kalkmagerrasen mit Deutschen Enzian und Fransenenzian und Flachland-Mähwiesen vorhanden; der Skabiosen-Scheckenfalter kommt in jährlich schwankender Populationsgröße vor.
Naturschutzfachliche Besonderheiten:
a) "Eisenberg"; hier gibt es Flachland-Mähwiesen, trockener Ausprägung - LRT 6510; mediterr. Halbtrockenrasen - LRT 6212 und den Skabiosen-Scheckenfalter (Anhang II-Art - einer der wenigen Reliktstandorte für diese Art im Landkreis bzw. in Hessen);
b) „Stedtebachtal“ mit zahlreichen Feuchtwiesen, tlw. sogar artenreiche Pfeifengraswiesen (LRT 6410) – in Hessen in dieser Ausprägung eine große Seltenheit.
Insgesamt sind es 96,5 ha Grünland (zuzüglich 11,3 ha Feldgras bzw. Kleegras und ca. 1,1 ha Klee-Luzerne-Gemisch), die im FFH-Gebiet Lichtenauer Hochland bewirtschaftet, d. h. überwiegend beweidet werden.
Davon sind immerhin ca. 36 ha LRT Flachland-Mähwiesen und 15 ha LRT Kalkmagerrasen; das entspricht mehr als der Hälfte des Grünlandes - ein eindeutiger Beweis für die naturschutzfachliche Bedeutung der extensiven Beweidung! (LRT = Lebensraumtyp gemäß FFH-RL Anhang I)
Insgesamt stehen dem Betrieb 270 ha Grünland- bzw. Feldfutterbauflächen, größtenteils außerhalb der FFH-Gebiete, zur Verfügung; nur diese Flächenaustattung ermöglicht die Durchführung solcher Beweidungsprojekte in hochsensiblen, dem Naturschutz gewidmeten Gebieten. Dieser Sachverhalt ist insbesondere für die Gewinnung von Winterfutter guter Qualität von großer Bedeutung.
Naturschutzfachliche Ziele / Erfolgskontrolle
Erhalt der wertvollen Kalkmagerrasen und Flachland-Mähwiesen (LRT 6212 + 6510) in den jeweiligen Wertstufen;
Aufwertung der jeweiligen LRT durch Optimierung des Beweidungsmanagements; Erhalt des Reliktvorkommens des Skabiosen-Scheckenfalters auf dem Eisenberg durch angepasste Beweidung. Die Nichtnutzung hat in der Vergangenheit zum Verbuschen der Vermehrungshabitate geführt - dies soll durch auf den Standort angepasste und terminlich abgestimmte Beweidung verhindert werden ohne durch Tritt und/oder Abfressen der Wirtspflanzen unnötige Verluste zu verursachen. (Drahtseilakt!)
Feldlerche und Wiesenpieper sowie andere Vogelarten, die eindeutig von der Beweidung profitieren, können regelmäßig im Gebiet beobachtet werden. Auch der Skabiosen-Scheckenfalter (FFH-Anhang II-Art, die in Hessen fast ausgestorben ist) konnte sich im Gebiet noch behaupten, obwohl er gleichzeitig auf anderen Standorten im Kreisgebiet nicht mehr gefunden wurde.
Auf einigen Teilbereichen des Kalkmagerrasen und Säumen hat sich der Deutsche Enzian (Gentianella germanica) und der Fransenenzian (Gentianella ciliata) sehr gut entwickelt. Auch das Dreizähnige Knabenkraut (Orchis tridentata) und der Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea) ist dort anzutreffen.
Beweidungsmodus
Die Beweidung mit ca. 80 Limousin-Mutterkühe mit Nachzucht (davon 40 - 50 Mutterkühe mit Kälbern im FFH-Gebiet "Lichtenauer Hochland") auf Gut Friedrichsbrück wird in einer Kombination aus Umtriebsweide; Standweide und Portionsweide durchgeführt. Die Höhe des Vegetationsauf-wuchses entscheidet jeweils das passende Weideverfahren. Auf Teilflächen, die stark hängig, tlw. verbuscht bzw. trittempfindlich sind, werden gezielt Ziegen und Schafe eingesetzt. Mähfähige Flächen werden in der Regel auch gemäht (förderlich für den LRT Flachland-Mähwiesen).
Tierbestand:
80 Mutterkühe der Limousin-Rinder mit Nachzucht (insg. 200 Rinder mit Zuchtbullen); die Herkunft dieser Rinderrasse liegt im französischen Zentralmassiv bei Limoges und ist bekannt für die hohe Fleischqualität.
16 Mutterschafe der Weißen Gehörnten Heidschnucke mit NZ (insg. 30 Schafe); die Population in Deutschland umfasst heute etwa 1000 Muttertiere. Die Zahl war eher rückläufig (Aussterbende Nutztierrasse; Zunahme erst durch große Weideprojekte in der Lüneburger Heide).
4 Geißen; 2 Waliser Schwarzhalzziegen; 2 Tauernschecken jew. mit NZ (insg. 10 Ziegen).
8 – 12 Pensionspferde im Stall und Weide (Anzahl variiert von Jahr zu Jahr).
Öffentlichkeitsarbeit / Umweltbildung
Wird intensiv betrieben über Internetseite, regelmäßige Hoffeste und Glühweinabende; Hofführungen mit Schulklassen etc. etc.
Regionale Vermarktung
Direktvermarktung (Hofladen existierte 8 Jahre) wegen Marktferne und schlechter Straßenanbindung sowie infrastruktueller Nachteile verursacht durch den Autobahnbau A 44 aufgegeben; Regionale Vermarktung von Zuchtvieh angestrebt, aber nicht immer realisierbar; regionale Vermarktung von (Rinder-)fleisch tlw. realisierbar, aber bei weitem nicht zu 100%.
Historie / Historische Nutzung
Die Flächen in diesem Raum wurden historisch schon immer vorwiegend durch Beweidung genutzt; bei den Huteflächen war früher die Allmendewirtschaft realisiert. Die regelmäßige Mahdnutzung der mähbaren Flächen kam entwicklungsgeschichtlich erst sehr viel später auf und wird seit dem 2. Weltkrieg in Form der Mähweidenutzung praktiziert (Mahd und Beweidung im Wechsel); gleichzeitig wurden die Huteflächen z. B. am „Eisenberg“ und „Hasenberg“ spätestens seit 1950 überwiegend von größeren Schafherden beweidet.
Monitoring
Fauna: jährlich durchgeführtes Monitoring für den Skabiosen-Scheckenfalter (wegen landesweiter Verantwortung für diese Art);
Flora: lediglich FFH-Stichproben-Monitoring aufgrund fehlender Landesmittel in Hessen; regelmäßige Begutachtung der Entwicklung durch eigenes geschultes Personal des Fachdienstes Ländlicher Raum, Fachgebiet Landschaftspflege.
Wirtschaftlichkeit
Die Wirtschaftlichkeit der Mutterkuhhaltung ist nur begrenzt gegeben; entgegen anderslautender Wunschvorstellungen müssen sich die Mutterkuhhalter sehr bemühen eine halbwegs wirtschaftliche Erzeugung zu realisieren. Zusammen mit den Zuschüssen für die ökologische Wirtschaftsweise, dem Bergbauernprogramm (AGZ - Ausgleichszulage) und HIAP-Grünlandextensivierung gelingt es, gerade so auskömmlich zu wirtschaften.
Eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung hat der Zuchtviehverkauf auf nationaler und zunehmend auch internationaler Ebene innerhalb der EU.