Weideprojekt Ramsberg
Region/Lage | Kreis Gießen, Stadt Laubach |
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Geo-Koordinaten | 8° 59' 31'' O , 50° 32' 50'' N |
Lebensraumtyp | Magerrasen, Steinbrüchen, Blockhalden, Streuobstwiesen |
Flächengröße | 8,2 ha |
Tierrassen (Anzahl) | Merino-Schafe (300) |
Beweidungstyp | saisonal |
Finanzierung | HIAP, Ausgleichsabgabe, Stadt Laubach |
Schutzgebiete | |
Projektwebsite | www.naturschutzprojekte.lkgi.de |
Landschaftspflegevereinigung Gießen e.V.
Molkest. 4
35410 Hungen
Tel.: 06402-809000
E-Mail: lpv-giessen (at) t-online . de
Träger:
Landschaftspflegevereinigung Gießen e.V.Ingrid Moser
Molkest. 4
35410 Hungen
Tel.: 06402-809000
E-Mail: lpv-giessen (at) t-online . de
Stadt Laubach
Friedrichstr. 11
35321 Laubach
Tel.: 06405 / 921-0
E-Mail: info (at) laubach-online . de
Beweider:
Landwirt aus Hungen/VillingenProjektbeschreibung
Der Ramsberg befindet sich nördlich des Laubacher Schlossparkes und besteht aus 2 unterschiedlichen, wertvollen Biotopen:
Einem ehemals verbuschten Magerrasen auf einer südwest- bis südexponierten Hanglage. Auffällig sind überall im Gebiet auftretende größere Felsblöcke, die im besonnten Bereich häufig mit spezialisierten Flechten-, Moos- und Gefäßpflanzenarten besetzt sind. Das Grünland war bei Maßnahmenbeginn durch vorausgehende Pferdebeweidung eutrophiert.
Des Weiteren befindet sich südlich des Magerrasen-Areals ein großer, weitgehend geschlossener Streuobstbestand.
Bei dem Projekt „Ramsberg“ handelt es sich um einen kulturhistorisch ausgesprochen bedeutsamen Komplex, dessen Geschichte sich bis ins Jahr 1600 zurückverfolgen lässt - die Laubacher kommen noch heute zu Pfingsten zum Picknick und Kaffeetrinken auf den „Ramsberg“, dieser Brauch geht zurück auf die sog. Sedansfeier vor ca. 100 Jahren und vorher die Feier des Reformationsfestes vor 150 Jahren.
Ziel des Projektes ist es, neben dem großen Streuobstkomplex den alten Magerrasen mit sehr seltenen Arten wiederherzustellen, der Verbuschung entgegenzuwirken und gleichzeitig die Fläche für die Bevölkerung zugängig zu halten, um somit das historische Geschehen weiterleben zu lassen und zu fördern.
Aufgrund der vor Projektbeginn eher zufälligen Artfunde und lediglich historisch bekannten Arten wurde ein Gutachten zur Zoologie und Botanik in Auftrag gegeben, das ausgesprochen überraschende und positive Aspekte zutage förderte:
- Zunächst wurde der Zweifelhafte Grannenhafer (Ventenata dubia) gefunden, für dessen Erhalt Hessen besondere Verantwortung zukommt.
- Es wurden außerdem insgesamt 53 Flechten- und 28 Moosarten nachgewiesen, u. a. ein Neufund für Hessen - Kelchfrüchtige Krustenflechte Calicium adspersum, der erst durch Nachbewertung im Senckenberg-Museum und unter Hinzuziehen eines Schwedischen Fachmannes definitiv gesichert werden konnte.
- Die Erfassung der Nachtfalter erbrachte 105 Arten und in mehreren Fällen Wiederfunde, die seit 30 Jahren im Vogelsberg nicht mehr nachgewiesen werden konnten. Im Wesentlichen führten diese Art-Nachweise dazu, dass die Gutachter dringend empfahlen, die dort vorhandene Straßenbeleuchtung durch Niederdruck-Natriumdampfleuchten mit Sichtblenden zu ersetzen, in denen die Falter nicht zu Tode kommen. In langwierigen Verhandlungen konnte in Zusammenarbeit mit Stromversorgungs-Unternehmen, der UNB, der Stadt Laubach und der LPV erreicht werden, dass das Versorgungs-Unternehmen 50 % der für die Umrüstung erforderlichen Kosten übernimmt, der Rest wird von Seiten der Staatskasse über die Ausgleichsabgabe zur Verfügung gestellt.
Mit Projektbeginn konnte ein Schäfer gewonnen werden, der mittlerweile seit 1997 mit einer Schafherde aus mehreren hundert Tieren in ziehender Beweidungsform den Berg mit Nachtpferch außerhalb abhütet.
In 1998 wurde mit den ersten Entbuschungen begonnen. Hierfür standen zahlreiche, ortsansässige Vereine zur Verfügung. Per Ende 2000 waren ca. 80 % der zu entbuschenden Flächen freigestellt. Die Nachpflege der freigestellten Flächen gestaltete sich jeden Herbst/Winter besonders schwierig. Neben wieder aufkommenden Brombeeren war der gesamte Magerrasen-Bereich stark von Robinien durchsetzt. Robinien sind als Stickstoffsammler auf mageren Flächen unerwünscht. Zudem zeigen sie außerordentlich starke Wiederaustriebe mit einer jährlichen Wuchsleistung von ca. 1,5 m.
Zu Beginn der Maßnahmen fanden sich im Streuobstbestand 112 überalterte Bäume, die allerdings seit dem Jahr 1987 durch 124 Neupflanzungen sinnvoll ergänzt wurden. Die überalterten Bäume wiesen nahezu vollständig eine Hohlkrone auf und waren in ihrer Stabilität und Vitalität gefährdet. Nach den gelungenen Schnittmaßnahmen sieht der eine oder andere Baum optisch nicht sehr schön aus, konnte jedoch erhalten werden. Die weitere Pflege der Bäume (v.a. Erhaltungsschnitt) wird nach Bedarf durchgeführt.
Kooperation
Projektentwicklung durch die LPV in Kooperation mit der Stadt Laubach und der UNB Gießen.
Umsetzung der Entbuschung und der jährlichen Pflege von Hand (Gehölzaustriebe) durch örtliche Vereine wie FFW Laubach, Fanfarenzug Laubach, Obst- und Gartenbauverein Nonneroth, Obst- und Gartenbauverein Ruppertsburg, Obst- und Gartenbauverein Gonterskirchen, Obst- und Gartenbauverein Laubach, NABU Ortsgruppe Laubach, Evangelische Jugendwerkstatt, Internationaler Bund, Sportverein Ruppertsburg.
Beweidung der freigestellten Flächen durch einen Schäfer aus der Nachbargemeinde.
Naturschutzfachliche Ziele / Erfolgskontrolle
- Wiederherstellung/Sanierung von Magerrasen auf kulturhistorisch bedeutsamen Flächen mit Steinbrüchen und Blockhalden
- Erhalt und Entwicklung von Streuobstbeständen
Die Entwicklung der Flächen gemäß den festgelegten naturschutzfachlichen Zielvorgaben erfolgt im Rahmen der Projektbetreuung durch die LPV.
Beweidungsmodus
2-3malige in Beweidung in ziehender Beweidungsform und in Knotengitter mit Nachtpferch außerhalb.
Öffentlichkeitsarbeit / Umweltbildung
Pressemitteilungen:
OVAG und Stadt Laubach arbeiten gemeinsam im Schmetterlingsschutz Laubach. Am 16. April 02 finden an der Andre-Allee außergewöhnliche Tätigkeiten statt: Die OVAG stellt die gesamte Beleuchtung im dortigen Bereich auf Natrium-Dampflampen um. Diese zunächst unverständliche Aktion –wo doch die bisherigen Lampen noch durchaus gut funktionieren- entpuppt sich bei Nachforschungen als eine überaus sinnvolle Naturschutzmaßnahme:
Obstbaumschnitt auf dem „Ramsberg“
Stadt Laubach stellt Fläche für die Ausbildung junger Menschen zur Verfügung. Einen der größten und schönsten Streuobstbestände im Landkreis kann die Stadt Laubach hinter ihrem Schlosspark am „Ramsberg“ aufweisen. Jahrzehntelang wurden die städtischen Bäume von Vertretern des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins gepflegt. Junge Bäume wurden immer wieder nachgepflanzt, wo alte ausfielen. Auch das Obst findet seit Jahren keine Abnehmer mehr. Die Jugendwerkstatt Gießen wird –beginnend mit diesem Sommer- sowohl die Kirschen, als auch Äpfel, Birnen und Zwetschen ernten und entweder in eine Brennerei oder aber Keltereien verkaufen.
Regionale Vermarktung
Obstbäume werden zur Erntezeit versteigert, überschüssiges Obst (Äpfel) werden in Organisation der LPV an Keltereien veräußert.
Historie / Historische Nutzung
Der Ramsberg zählt außerdem seit Jahrhunderten zu den beliebtesten Ausflugszielen der Laubacher. Bereits in einem etwa 100 Jahre alten Buch heißt es: „Dort unter der alten Königseiche (= jetzt noch vorhandene Luckner-Eiche), wo alljährlich das Sedansfest gefeiert wird, machen wir halt.“
Aus alten Kirchenbüchern geht hervor, dass bereits vor 150 Jahren das Reformationsfest auf dem Ramsberg gefeiert wurde. Noch immer setzt sich auch heute die alte Tradition fort, dass man zu Pfingsten ein Picknick auf dem Ramsberg abhält.
In den 50er Jahren wurde die Beweidung des Ramsberg von ansässigen Schäfern aufgegeben, der Ramsberg verbrachte und verbuschte bis hin zu vorwaldartigen Beständen. Die ehemals wunderschöne Aussicht über die Stadt war nicht mehr gegeben.
Im Jahr 1994 schlug die LPV der Stadt Laubach vor, die dringend notwendige Sanierung aus Mitteln der Ausgleichsabgabe zu bestreiten und stellte einen dementsprechenden Antrag. Die Finanzierung wurde bewilligt und der Ramsberg bis zum 31.12.2008 aus diesen Geldern saniert. Seitdem finanziert die Stadt Laubach die weiterhin notwendigen Maßnahmen.
Monitoring
Die Entwicklung der Flächen gemäß den festgelegten naturschutzfachlichen Zielvorgaben erfolgt im Rahmen der Projektbetreuung durch die LPV.
Wirtschaftlichkeit
nein